2021 Avatare
Früher galten für mich Menschen in Landschaften oder Räumen als versöhnliche Objekte, die die Unbestechlichkeit und Härte der Umgebung verharmlosen und dem Bild eine vertraute Gemütlichkeit verleihen. Heute sehe ich die Energie die eine Figur ausstrahlt. Eine Figur im Bild kann ebenso eingesetzt werden wie jeder andere Gegenstand, sei es ein Stein, ein Baum, ein Hügel oder ein Tisch. Allerdings mit einer Ausnahme: eine Figur lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters um ein Vielfaches auf sich. Eine Landschaft oder ein abstraktes Bild das nur Farben und Formen enthält bietet zwar die beste Projektionsfläche für den Betrachter, lässt aber wenig Interpretation zu. Ein Figurenbild erzählt immer eine Geschichte.
Wie bei den Landschaftsbildern versuche ich ein Gleichgewicht her zu stellen zwischen Künstlichkeit der Figuren und einer emotionalen Berührung. Der Betrachter fühlt sich angezogen und wird doch auf Distanz gehalten.
Ich habe immer frische Materialien bevorzugt, nie Gebrauchtes oder Objekte mit einer Geschichte. Zu Beginn musste eine leere weiße Leinwand sein um sie dann mit zeitlosen und nur für diesen Bildraum existierenden Dingen zu füllen. Daher konstruiere ich meine Avatare von Grund auf. Sie haben keine Vergangenheit, sind jung und existieren nur für diesen Augenblick.
Kinder entdecken sich und ihre Umgebung noch ohne sie zu hinterfragen und spiegeln die Erwachsenenwelt im Spiel. Die Jugendlichen in meinen Szenen sind ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, unbehelligt von der Kontrolle Erwachsener. Ihre oft exponierte Nacktheit macht sie verletzlich, unwillkürlich geht man als Betrachter einen Schritt zurück.